Theben. Während Herakles in den Hades hinabsteigt, um ihm den Höllenhund zu entreißen, tötet Lykos Kreon, den rechtmäßigen Herrscher von Theben und schwingt sich selbst zum Tyrannen auf. Nun will er Herakles‘ Frau Megara, ihre Söhne und seinen Ziehvater Amphitryon töten. Der tot geglaubte Held erscheint als Retter in letzter Minute. Doch im Auftrag Heras treibt Göttin Lyssa ihn in den Wahnsinn... Die Radikalität des euripideischen Textes ist einzigartig. Die Welt der Götter, die attische Demokratie wird hinterfragt – eine neue Welt dämmert und will geformt sein.
Im eigentlich statischen Bühnenbild einer Glotzen-köpfigen Installation, in der die Protagonist*innen allein von Bildschirm zu Bildschirm interagieren, entsteht eine eigenwillige Ästhetik und Erzählweise. Sie sucht den Bogen zu spannen von der tragischen Dichtung vom Fall des Helden zu der ungeheuren Wucht und Brutalität, mit der sich innerhalb weniger Wochen das Leben für die einzelnen Menschen weltweit verändert hat: Unsichtbare Bedrohung. Kollabierende Systeme. Lockdown. Entscheidungen über Leben und Tod. Massengräber. Verschwörungstheorien. Grundrechtsdebatten. Abwägen von Wertigkeiten. Machtverschiebungen. Seltsame Allianzen. Eine sich spaltende Gesellschaft. Die Pandemie offenbart wo unsere Systeme kranken. Was ist systemrelevant? Was und wie gilt es zu schützen? Zurück zur Normalität? Gesellschaftlicher Wandel?